Geschichte

Die Geschichte von Lichtenegg bis ins 13. Jahrhundert ... 850 werden Teile des Gemeindegebietes, zwischen Spratz- und Thalbach, in einer Schenkungsurkunde des Karolingerkönigs Karlmann dem Kloster Kremsmünster geschenkt. Ab dem 12. Jahrhundert ist die Geschichte des Gemeindegebietes eng mit dem Wirken der Chorherren des Stiftes Reichersberg in OÖ verbunden – Rodung und Besiedlung von Lichtenegg 1252 bis 1255 trat ein Leutold „de Lihteneck“ nachweisbar auf. 1282 wurde in Lichtenegg ein Herr Ulrich als ständiger Vikar installiert. Dies beweist, dass zu dieser Zeit bereits wohlgeordnete Verhältnisse angenommen werden können, wenn die Bevölkerung in der Lage war, für den Unterhalt eines Seelsorgers aufzukommen. Zu diesem Zeitpunkt war der erste Bauabschnitt der Kirche in Lichtenegg bereits vollendet. Als Zeuge dafür ist uns das unterste Geschoß des Turmes erhalten geblieben. Ein flachgedecktes romanisches Langhaus bildete wahrscheinlich den ersten Sakralraum.

... bis ins 16. Jahrhundert ... Allgemeine weltpolitische Ereignisse und besonders das Vordringen der Türken Richtung Mitteleuropa, haben ab 1500 das Alltagsleben der Bewohner stark belastet. Um diese Zeit wurde die Kirche zu einer Wehrkirche ausgebaut und mit festen Mauern umgeben. Man mauerte die Kirchenfenster zu und versah sie mit Schießscharten. Eine hohe Wehrmauer um den Friedhof vervollständigte die Festung. Vermutlich wegen der unwegsamen Wälder rund um Lichtenegg drangen die Türken jedoch nie bis in die Ortschaft vor. Das Erscheinungsbild der Kirche ist seither unverändert geblieben, sieht man von Verlusten am Bestand der Wehrmauern ab. Von kriegerischen Auseinandersetzungen um die Wehrkirche wird nirgends berichtet. Um 1500 wurde im Stift Reichersberg der Besitzstand schriftlich festgehalten und damit eine wertvolle Quelle für die Orts- und Hofnamen geschaffen. Die Mehrzahl der darin genannten Hofnamen („Vulgonamen“) ist heute noch immer gebräuchlich. So verzeichnet das Urbar der Pfarre Bromberg 1503 insgesamt 12 Gehöfte, darunter zwei Mühlen in der „Spräz“, die Mühle in der Sumerau dürfte nach diesen Aufzeichnungen seit 1458 bestanden haben. Für das 18. Jahrhundert lässt sich aus den zu dieser Zeit entstandenen ersten festen Wohngebäuden bei bäuerlichen Anwesen auf eine verhältnismäßig günstige Wirtschaftslage schließen, war er doch damals noch bei weitem nicht üblich, dass Wohngebäude gemauert wurden. Die Visitationsberichte der Jahr 1569 und 1624/25 besagen, dass Lichtenegg eine katholische Pfarre war.

... bis ins 18. Jahrhundert ... Seit 1740 wird in Lichtenegg regelmäßig Unterricht erteilt. 1742 wurde von Pfarrer Johann Jakob Haas eine Orgel für die Kirche in Lichtenegg angekauft, 1739 und 1748 die Glocken, wovon die größere 900 kg wiegt. 1745 stiftete Ferdinand Ofenböck aus der Rotte Wieden, als er zum Militär einrücken musste, sein gesamtes Vermögen der Pfarre Lichtenegg.

... über 19. Jahrhundert bis 1945 ... 1812 wird das Schulgebäude bereits vergrößert und 1868 bis 1869 mit den Steinen der alten Wehrmauer ein neues Gebäude errichtet. Die Kosten trug die Gemeinde Lichtenegg. 1854 zur freien Ortsgemeinde konstituiert, umfasste Lichtenegg den gesamten Sprengel der Pfarre Lichtenegg mit 120 Häusern und 1.455 Einwohner. 1875 wurde mit dem Bau der von Freifrau Antonia Winter gestifteten Wallfahrtskirche Maria Schnee begonnen. 1879 konnte sie fertiggestellt werden. Erbaut wurde sie als Ersatz für die anschließend demolierte, vermutlich karolingische St. Oswald- und Radegundiskapelle, die vor der Reformation Ziel bäuerlicher Wallfahrer war. Die Kirche ist in einem für die Errichtungszeit typischen Mischstil gebaut und beherbergt weitgehend die Einrichtung aus dem alten Vorgängerbau. Ab 1880 entwickelte sich als Folge des Baues der Aspangbahn während der Sommermonate ein reger Tourismus in der Gemeinde, zeitweilig wurden alle verfügbaren Wohnräume für die Gäste bereitgestellt, die Besitzer zogen sich auf den Dachboden und in die Scheunen zurück. Seit 20. 2.1894 besteht in Lichtenegg ein Postamt. Am 8. 9.1905 kam das erste Automobil nach Lichtenegg (Fahrzeit Wien-Lichtenegg 3 Stunden). Die durch ein Feuer 1904 arg verwüstete Kapelle beim Friedhof wurde durch die Initiative von Frau Schuch renoviert und in eine Lourdeskapelle mit großen Kosten umgewandelt. Es gingen zu diesem Zwecke auch Beträge von Wohltätern ein, doch den größten Teil des Ausgaben haben wohl Frau Schuch und Frau Schlinter getragen – aus Dankbarkeit, dass ihre Häuser vom Feuer verschont geblieben sind. 1911 fand die feierliche Einweihung des Armenhauses statt, das 1909 durch die Zuwendungen der 1888 verstorbenen Antonia Winter erbaut wurde. Kriegsende im Jahr 1918: Die Bevölkerung passte sich der neuen Staatsform an, ohne von ihr besonders begeistert zu sein. Das 1924 errichtete Kriegerdenkmal ist Zeugnis der Auswirkungen des ersten Weltkrieges auf den Ort Lichtenegg.

 ... Lichtenegg in der Zwischenkriegszeit ... 1926 wird der Ort aus einem kleinen Turbinenkraftwerk mit elektrischen Strom versorgt. 1930 wird die Fernsprechstelle Lichtenegg errichtet, 1937 die elektrische Straßenbeleuchtung installiert. Die Entwicklung der Gemeinde in der Zwischenkriegszeit entsprach dem landesweiten Trend. Nach der Volksabstimmung 1938 (lediglich 2 Wähler stimmten mit Nein) verbrannten nationalsozialistische Fanatiker aus dem Ort Teile der Bibliothek des Pfarrers und eine Lehrerin musste den Dienst quittieren, weil sie Teiljüdin war. Im Ort waren zahlreiche polnische Staatsbürger zum Arbeitsdienst verpflichtet, der überwiegende Teil der männlichen Bevölkerung wurde zum Wehrdienst einberufen, nur wenige blieben davon verschont, weil sie entweder daheim unentbehrlich waren oder in einigen Fällen es sich mit dem System richten konnten. Erst das herannahende Ende des 2. Weltkrieges hat auch diese Menschen dazu gebracht, Mitglieder des Widerstandes zu werden, und so das Kriegsende zu beschleunigen. Plünderungen im Ort und in den Rotten waren verhältnismäßig milde. Wiederholt haben von Angriffen auf Wiener Neustadt zurückkehrende Bomber ihre überschüssige Last abgeworfen und damit in den Wäldern unserer Bauern größere Schäden angerichtet. Im Oktober 1944 wurde durch solche Bombenabwürfe in Kaltenberg ein Haus zerstört, dabei kamen 2 Menschen ums Leben.

... die Geschichte seit 1945 ... Am Karsamstag 1945 marschierten die ersten Russen durch den Ort Lichtenegg und leiteten damit den Beginn einer neuen Epoche ein. Nahrungsmittel und Vieh wurden geplündert und mussten später auch an die notleidende Bevölkerung der Stadt Wr. Neustadt abgeliefert werden. Die erste Sitzung des provisorischen Gemeinderates konnte bereits am 15. April 1945 abgehalten werden. Das große Licht- und Erntedankfest in Kaltenberg - Maria Schnee im Oktober 1951 war das sichtbare Startsignal für umwälzende technische Neuerungen. Die Vollelektrifizierung war abgeschlossen, unzählige neue technische Geräte hielten auf den Bauernhöfen Einzug. Die Mehrzahl der Knechte und Mägde wanderten in die Stadt ab, ein merkbarer Rückgang bei der Wohnbevölkerung setzte ein. 1956 wurden im Ort zahlreiche Ungarnflüchtlinge untergebracht. Die nun folgenden Jahre bis 1970 waren entscheidend für die Entwicklung des Wege- und Straßennetzes im Gemeindegebiet. Zahlreiche bestehenden Straßen wurden asphaltiert. 1960 bis 1972 wurde ein neues Schulhaus gebaut und in weiterer Folge nach zähen Verhandlungen mit den zuständigen Behörden ein Hauptschulbetrieb eingerichtet, ab 1972 als Klassen der Hauptschule Kirchschlag und ab 1976 als selbständige Schule. In den Jahren bis 1979 wurde der Schulbau laufend erweitert und ein Kindergarten dazugebaut. Die gesamte Anlage wurde 1979 feierlich eröffnet. Eine Folge des Schulausbaues in Lichtenegg war die Sperre der noch fast neuen Schule in Ransdorf. Von 1824 bis 1972 wurde in Ransdorf Schulunterricht erteilt. Die Erweiterung des Hauptschulsprengels Lichtenegg auf das Gebiet der Gemeinde Hollenthon war eine „Jahrhundertentscheidung“, die den Bestand der neuen Hauptschule erst gesichert hat. 1976 war ein markanter Zeitpunkt für die medizinische Versorgung der Gemeindebevölkerung, ein Gemeindearzt errichtete eine ständige Ordination in Lichtenegg. 1985 wurde die Musikschule Lichtenegg-Hollenthon gegründet, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut und den Jungbrunnen für den örtlichen Musikverein darstellt. Mit der Einweihung des 1986 bis 1987 errichteten Gemeindezentrums an der Stelle der alten Schule im Ortszentrums fand die durchgehende Erneuerung der Infrastruktur in der Gemeinde ihren bisherigen Höhepunkt. Im Herbst 1987 wurde im Ort Lichtenegg eine Hackschnitzelanlage errichtet und eine Fernwärmerohrleitung verlegt. Die Schule, das neue Zentrum, der Pfarrhof und rund 20 Wohnhäuser wurden an das Fernwärmenetz angeschlossen. 1990 gelang die Abtretung der Straßenverbindung von Kaltenberg nach Grimmenstein an das Land Niederösterreich und damit eine bedeutende Verbesserung der Verkehrsverbindung zur Autobahn. 1997 konnte unser neues Pfarrheim fertiggestellt werden. Das alte Pfarrheim war sehr klein, feucht und im Winter nur schwer beheizbar. In den neuen Räumlichkeiten werden seither Versammlungen, Runden, Seminare, Ministrantenstunden, usw. abgehalten. 1999 zog auch eine 2. Kindergartengruppe in das neue Pfarrheim ein. Dies wurde notwendig, weil die Anmeldungen für den Kindergarten kontinuierlich steigen. Im Jahr 2000 konnte dann Pfarrer Johann Hartl die neuen Räume im Dachgeschoß beziehen. Im Jänner 2004 wurde mit den Umbau- und Sanierungsarbeiten im alten Pfarrhof begonnen. Er soll künftig im Erdgeschoß die zweite Kindergartengruppe beherbergen, die Tschudiausstellung bleibt im Obergeschoß bestehen.